ISBN: | 9783869150444 |
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Preis: | 18,00 € [D] |
ET: | 15.06.2011 |
Genre: | Roman |
Lieferbar: | derzeit leider nicht |
Format: | 13 x 21 cm |
Seiten: | 288 |
Einband: | Broschiert |
Rote Fahnen – Rote Lippen
Ein Roman über die diktatorischen Machenschaften und ideologischen Verirrungen einer kommunistischen Sekte am Beispiel zweier Frauen, die langsam und schmerzlich den Irrtum ihres Lebens zwischen Rebellion und Wahn erkennen.
Alles hatte mit großen Erwartungen und harmlos begonnen, doch dann kam es anders. Hannah, Tochter aus bürgerlich-liberalem Haus, sucht die Freiheit und den eigenen Lebensentwurf als Studentin in Berlin. Sie politisiert sich in den Wirren der Studentenunruhen und für Hannah beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Als Fabrikarbeiterin, als junge Mutter und als Parteifunktionärin erfährt sie hautnah die Widersprüche zwischen ihren eigenen hohen Ansprüchen an ein sinnvolles und erfülltes Leben und den Ansprüchen ihrer Partei - der totale Einsatz, die selbstverständliche Übereignung des Erbes, der geforderte Umzug ins Ruhrgebiet, die diktierte Abtreibung. Verzweifelt versucht sie ihrer Liebesbeziehung, den Wünschen und Anforderungen ihres Kindes und der Verantwortung als Funktionärin mit immer größerem persönlichem Einsatz gerecht zu werden und merkt doch, dass sie sich und die ihr nahen Menschen dabei immer mehr verliert. Auch ihre Freundin und Genossin Hilde, die als Tochter einer KZ-Wärterin in Ravensbrück geboren wurde, was sie vor Hannah und der Partei verschweigt. Die inneren und äußeren Konflikte spitzen sich für beide Frauen zu ...
Pressestimmen:
»Unpathetisch und präzise entfaltet Marianne Brentzel eine Biographie, die repräsentativ ist für einen wichtigen Teil ihrer Generation. Sachlich, aber durchaus unterhaltsam werden der Weg in die Ideologie und der schmerzhafte Rückweg in den Alltag geschildert. Einen Alltag, in dem die Protagonistin (wie auch ihre Autorin) die Idee von sozialer Gerechtigkeit nicht preisgeben, sie aber künftig ohne ideologischen Psychoterror pflegen möchte. Von früheren Innenansichten aus der Welt kommunistischer Kaderspiele in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre unterscheidet sich dieser Roman positiv durch eine erkennbare, zugleich unaufgeregte weibliche Perspektive.«
Laudatio auf Marianne-Brentzel zum Literaturpreis Ruhr 2014 von Dr. Hannes Krauss
»Was das Buch so eindringlich vorführt, ist der Graben zwischen der Theorie, die alles auf den (klassenkämpferischen) Begriff bringt, und der Begrifflosigkeit im Privaten (das ja auch politisch sei): Hannahs Theorie beherrscht die Weltlage, ihr Leben widerfährt ihr hingegen. So wachsen die Entfremdungen und der Realitätsverlust bis zum Bruch. ›Wir imprägnierten uns mit immer höheren ideologischen Lichtschutzfaktoren gegen alle unmenschlichen Realitäten (der kommunistischen Regime)‹, schreibt der Historiker und Ex-KBWler Gerd Koenen in seinem Buch ›Das rote Jahrzehnt‹. Und gegen die stärker werdende Ahnung eines falschen Lebens im Falschen, das aber doch Halt bot. Koenen wundert sich: ›Ziemlich selten sagte jemand: Wisst ihr was, das ist alles Blödsinn, ich gehe jetzt!‹ Durch Marianne Brentzels Buch wird auch das verständlich.«
bodo, Dortmund
»Die vielen konkreten Betrachtungen, etwas aus der verordneten Betriebsarbeit, während der großen Anti-Breshnew-Demo in Dortmund, dem Protest beim Rathaussturm in Bonn gegen den Thieu-Besuch oder die Reise einer offiziellen Parteidelegation nach China sind nicht nur für ›die Alten‹ eine wichtige Erinnerung, sondern für jede/jeden Suchenden wichtige Erfahrungen. Die eingeflochtene Schilderung des Schicksals der Freundin Hilde ist allein schon den Kauf des klugen Buches wert.«
Sozialistische Zeitung
»Es gibt eine ganze Reihe von Erzähltexten, Romanen, Novellen und Erzählungen, die sich mit den 68er-Bewegungen beschäftigen, etwa die Klassiker ›Heißer Sommer‹ und ›Rot‹ von Uwe Timm, ›Beringer und die lange Wut‹ von Gerd Fuchs oder die Sisyfos-Tetralogie von Erasmus Schöfer. Doch Brentzels Roman erzählt – als erster – gleichsam aus dem Innenraum einer Kaderpartei heraus die Maßlosigkeiten, Verblendungen und z.T. aberwitzigen ideologischen Verschrobenheiten.«
Neues Deutschland